Weitergehende Informationen zu unseren Referenten

Interview mit Werner Klotz - wissenschaftliche Erstbeschreibung von Garnelen

Interview mit Anton Lamboj - Ichthyologe und Westafrikanische Cichliden

Interview mit Dieter Untergasser - Sachkundenachweis zur Förderung der Aquaristik

Interview mit Gerhard Ott - Schmerlen im Aquarium

Michael Köck zu der immer wieder geführten Diskussion zur Tierhaltung

Laute Gedanken…

Ich halte zuhause Fische; kleine, harmlose Playts, in der Natur zum Teil ausgestorben, zum Teil hochgradig gefährdet. Die Haltung von Tieren ist Teil meines Lebens, Teil meines Daseins, Teil meines Verständnisses von Naturschutz, Artenschutz, Tierschutz, Teil meiner Liebe zur Natur, zum Leben. Wo wären manche Tierarten, wenn es nicht engagierte Privatleute gäbe, die aus Liebe zur Natur, zu Tieren, zu unserem Leben, Tiere halten würden? Engagiert, aufopferungsvoll, begeistert…woher sollen unsere Kinder ihre Liebe zur Natur nehmen, wenn nicht von uns? Wollen wir das denn nicht mehr? Sind uns unsere Kinder und deren Zukunft so gleichgültig geworden? - in einer Zeit, wo es kaum mehr intakte Lebensräume gibt, wo allerorts Raubbau an der Umwelt betrieben wird, Tier- und Pflanzenarten aus Profitgier, aber noch öfter aus Ignoranz ausgerottet werden…
Ich halte keinen Hund und keine Katze, auch keinen Hamster. Ich halte auch keine Schlangen, auch keine Skorpione oder Spinnen. Nicht weil ich sie für gefährlich halte, sondern weil sie nicht im Fokus meiner Interessen stehen. Aber ich kenne Menschen, die das tun. Genauso engagiert wie ich meine Fische pflege, genauso aufopferungsvoll wie andere ihre Katze, oder ihren Hund… genauso begeistert und voller Liebe zur Natur… verbunden im Geiste, verbunden in ihrer Liebe zum Leben. Menschen eben… Tiere mit ihrer anderen Sprache lehren uns Aufmerksamkeit, Toleranz und Verantwortungsbewusstsein. Sie lehren uns die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Wer Tierhaltung ablehnt, tötet eben jene Toleranz und jenes Verantwortungsbewusstsein.

Ich lebe in einer Stadt, in der Politiker von Toleranz sprechen, auf kulturelle Vielfalt hinweisen, auf den Bezug ihrer Stadt zu Künsten, zur Musik, zu den schönen Dingen im Leben - mit Stolz wie ich meine. Es ist aber auch eine Stadt, in der im letzten Jahr 11 Fußgänger im Autoverkehr sterben mussten. Trotzdem wäre es unverantwortlich, unrealistisch und engstirnig, wenn Politiker dieser Stadt deswegen den Verkauf von Autos verbieten würden, selbst wenn es darum geht, Fußgänger, darunter unserer aller Kinder, zu schützen. Es ist eine Stadt, aus der im Jahr 2013 über 300 Beißattacken durch Hunde dokumentiert wurden, nicht durch sogenannten Kampfhunde, nein, sondern durch Rassehunde und Mischlinge, selbst Hunde von Prominenten waren darunter! Kein Ruf nach einem Verbot von Hunden ab einer gewissen Größe wurde laut, keiner ruft nach einer Kennzeichnungspflicht für Hunde trotz überfüllter Tierschutzeinrichtungen; man dokumentiert, protokolliert und führt Statistiken. Dem Problem streunender Katzen begegnet man mit dem Aufstellen von Schlafeinrichtungen, dem Problem einer Taubenüberbevölkerung, indem man Pensionisten bildlich erklärt, welch schlechte Menschen sie sind, weil sie Ratten füttern. 
Im letzten Jahr starben in Österreich 2 Menschen durch Rinder, Verletzungen durch Pferde sind alles andere als selten. Todesfälle durch Riesenschlangen hingegen sucht man in Statistiken hingegen vergeblich. Braucht man auch nicht, wenn man sie aus dem Weg haben will, denn schon seit Anbeginn unseres Daseins gelten Schlangen als böse, als gefährlich…wo wären wir Menschen heute, hätte die Schlange Adam nicht verführt? Grund genug, um auf sie böse zu sein. Wir könnten immer noch im Paradies leben. Böse Schlange, ganz böse Schlange! Das Ganze ist eine einfache Rechnung: Schlange ist böse, gefährlich; man muss es dem Menschen nur immer und immer wieder sagen, und ihn dran erinnern, damit er es nicht vergisst.

Man erwartet von Biologen, Natur- und Tierschützern – und zwar den richtigen, stillen und arbeitenden, nicht den lauten, rufenden, schreienden – ,von einschlägigen Fachleuten und exzellenten Tierhaltern im Gespräch Argumente, logische Fakten, Bereitschaft zur Diskussion, und zu Kompromissen. Gut berechenbar sind sie dadurch, durchschaubar, lenkbar und steuerbar für jene, die mit Emotionen spielen, die manipulieren, im Verborgenen Fäden ziehen, die, die in Zeitungen Seiten mit schwammigen, aber meinungsbildenden Kommentaren und Falschmeldungen füllen; von jenen, die bei der Erstellung von Gesetzen Fachleute beiseitelassen und sich stattdessen jene mit ins Boot holen, die ohne Fachwissen sind, dafür aber umso lauter polarisieren, anprangern und kompromisslos vorverurteilen. Wir leben ja in einer ach so toleranten Stadt…
Wir hören auf Unwissende, die Fachleuten erklären, welche Tiere gefährlich sind, auf Ahnungslose, die Tierhaltern, die erfolgreich über Generationen Tierarten erfolgreich nachziehen, eintrichtern, dass sie überfordert sind und das nicht hinkriegen, auf Blockierer, die sachliche Argumente ignorieren und nicht zuhören wollen, obwohl sie so tun als ob. Diese Stadt voller Toleranz und Großmütigkeit, mit diesem goldenen Herz, die sie mal war, ist zu einer Stadt geworden, in der weder Politiker, noch Medien, noch jene, die polarisieren, von Tierhaltung Ahnung haben (auch nicht mal Schlangenarten erkennen, über die sie reden oder schreiben – man vergleiche die Angaben in einem Artikel einer heutigen Tageszeitung mit dem dazugehörigen Bild), aber sich anmaßen, Menschen, die aus Liebe zu Tieren, zur Natur, zum Leben, Tiere halten, vermehren und züchten, zu sagen, dass sie gemeinsam mit ihren Tieren eine Gefahr für unsere Gesellschaft darstellen. Eine Gefahr für eine Gesellschaft, die auf Toleranz pocht, auf kulturelle Vielfalt und auf ihre Geschichte und Kultur. Eine Gefahr für eine Gesellschaft, in der Gewalt in der Familie nach wie vor ein Thema ist, in der Ausländerfeindlichkeit, Intoleranz und Tote im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss Bestand haben. Eine Gefahr für eine Gesellschaft, in der das Thema Tierhaltung zu einem politischen Kalkül geworden ist.

Ich bin dagegen, dass jedermann ohne Schulung und Fachwissen Auto fahren darf. Aber ich bin auch dagegen, dass jedermann ohne Schulung und Fachwissen Tiere halten darf. Lernen wir auch in der Tierhaltung, Spreu von Weizen zu trennen, wie wir es in anderen Bereichen bereits getan haben. Nicht jeder Flüchtling ist ein guter Mensch, nicht jeder Priester keusch und nicht jeder Politiker unbestechlich. Machen wir doch halt und hören wir endlich auf, die Haltung spezieller Tiergruppen unreflektiert zu verbieten. Lehren wir doch stattdessen endlich, wie man Tiere richtig hält. Schaffen wir eine Gesellschaft, in der unsere Kinder noch Raum finden, ihre Liebe zur Natur zu entwickeln und ihren Zugang zum Leben zu finden. Schaffen wir eine Gesellschaft, die unserer würdig ist, eine Gesellschaft, in der Toleranz und Verantwortungsbewusstsein auch in der Tierhaltung eine Rolle spielen.