Zur Erinnerung an Dr. Prof. Kurt Kolar

Kurt Kolar im Gespräch mit Oliver Paget anlässlich der Eröffnung der Pflegestation

Interview von Prof. Dr. Kurt Kolar

 

 

Wie war Ihr Werdegang?



Noch während ich die Mittelschule besuchte - 1949 - wurde ich auf die von Prof. Otto Koenig aufgebaute Biologische Station Wilhelminenberg aufmerksam. Ich nahm an einem Kurs für vergleichende Verhaltensforschung teil und war in der Folge bis 1954 ehrenamtlich im Institut tätig. Auf Anregung von Otto Koenig begann ich 1951 mit dem Studium von Zoologie und Psychologie an der Universität Wien. Verhaltensgrundlagen bei Papageien war das Thema meiner Dissertation. Den Papageien bin ich treu geblieben, dieses Thema bearbeite ich als Buchautor bis zum heutigen Tag. Weiters sind auch Bücher über Australien (nach einer mehrmonatigen Studienreise) und über die Problematik der Tierhaltung erschienen. Im Wilhelminenberger Institut war ich mit einer Unterbrechung bis 1970 tätig, die letzten zehn Jahre als Stellvertreter Otto Koenigs. Diese Zeit war eine gute Schule, denn in der biologischen Station, aus der 1969 das Institut für vergleichende Verhaltensforschung der österreichischen Akademie der Wissenschaften hervorging, wurde vor allem auf Kameradschaft Wert gelegt. Dies hinderte allerdings nicht daran, dass die meisten Mitarbeiter das Institut nach Auseinandersetzungen mit dem Leiter verließen. Dies war auch bei mir der Fall. Ich arbeitete nach meinem Abgang vorwiegend als zoologischer Schriftsteller. Ich befasste mich aktiv mit Tierschutzfragen und übernahm 1984 die Leitung der Tierschutzaktion Blauer Kreis. Weiters wurde ich Vorsitzender der Zoologischen Gesellschaft Österreichs, Vizepräsident des Wiener Volksbildungswerkes und daselbst Vorsitzender der Fachgruppe Wissenschaften. Als in den späten 80er-Jahren die Kritik an der Führung des Schönbrunner Tiergartens zunahm und sogar die Schließung dieses ältesten Zoos der Welt zur Diskussion stand, gründete ich im Rahmen der Tierschutzaktion eine Arbeitsgemeinschaft Zoo, für die ich mehrere anerkannte Fachleute gewinnen konnte. Somit konnten wir entscheidend dazu beitragen, dass nach den nicht leicht zu knüpfenden Kontakten mit dem zuständigen Minister Dr. Wolfgang Schüssel durch ein im Nationalrat beschlossenes Gesetz der Schönbrunner Tiergarten Anfang 1992 in eine Ges.m.b.H. umgewandelt wurde. Dies war die Grundvoraussetzung für eine Verbesserung der Tierhaltung (Kleinaffenanlage, Großkatzenhaus, Elefantenhaus) und auch für eine bedeutende wirtschaftliche Sanierung. Auf meine Initiative wurde der Verein der Freunde des Schönbrunner Tiergartens gegründet. Auf Einladung des neuen Geschäftsführers und Direktors, Dr. Helmut Pechlaner, übernahm ich die Positionen eines zoologischen Kurators und eines stellvertretenden Direktors. So war mir die Möglichkeit gegeben, zur Neu- und Weiterentwicklung des Tiergartensbeizutragen.

 

Was macht Ihren persönlichen Erfolg aus?

Meine Konsequenz, umfangreiches Fachwissen, vielseitige Erfahrung und praktische Arbeit. Ich kann mit Tieren gut umgehen und bin von der Notwendigkeit dieses Tuns überzeugt.

Was bedeutet für Sie Erfolg?
Ein gewisses Gefühl der Freude und des Stolzes, dass man gebraucht und um seine Meinung gefragt wird.


Haben sich Ihre Karriereziele im Laufe der Zeit geändert?
Schon seit jungen Jahren war es mein Ziel, einmal in einem Zoo zu arbeiten. Dass sich dieser Wunsch eines Tages erfüllte, ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass ich in einschlägigen Kreisen bekannt und geschätzt war. Dr. Pechlaner lernte ich bei den vom Wiener Volksbildungswerk veranstalteten internationalen Symposien für Vivaristik kennen. Ein Traumziel blieb unerfüllt, nämlich die Gründung eines Vogelparks. Dieses Projekt existiert nur mehr in einigen dicken Ordnern.

Wie erfahren Sie Anerkennung?
Durch persönliche Gespräche, gelegentlich aus offiziellen Reden und durch die Verleihung des Professortitels durch den Bundespräsidenten.


Welche Rolle spielt Ihre Familie in Ihrem Leben?
Meine Familie ist zu kurz gekommen, weil ich immer sehr beschäftigt war. Ich bin meiner Frau sehr dankbar, dass sie mich immer verstanden und unterstützt hat. Mein Glück ist, dass sie auch vom Wilhelminenberg kommt und mich dadurch sehr gut versteht.

Was können Sie jungen Menschen empfehlen?

Die Berufsaussichten sind zwar äußerst gering, wer aber die entsprechende Qualifikation besitzt und sein Ziel konsequent verfolgt, hat sicher die Chance, einmal in einem Zoo arbeiten zu können. Man muss allerdings mit Leib und Seele der Arbeit als Tiergärtner verpflichtet sein, nur dann ist mit Erfolg zu rechnen.

Trauer in der Welt der Tierfreunde: Prof. Kurt Kolar starb Sekundentod

„Er war ein Zoo-Mensch reinsten Wassers" — das haben seine Freunde immer gesagt. Prof. Dr. Kurt Kolars Herz für Tiere, es schlägt nicht mehr. Ohne ihn hätte es unseren jetzigen schönen Tiergarten Schönbrunn vielleicht so nie gegeben. Der berühmte Forscher starb den Sekundentod. Und es mag für alle, die ihn liebten und schätzten beruhigend sein, daß er nicht leiden mußte. Das Leben des Vize-Direktors war erfüllt vom Gedanken, die letzten Geheimnisse von allem, was kreucht und fleucht zu erforschen. Besonders die Gewohnheiten der sprachgewandten Papageien hatten es dem 66jährigen Forscher angetan. Nach Abschluß der Dissertation über „Verhaltensgrundlagen bei Papageien", promovierte er 1961 zum Doktor der Philosophie. Er spezialisierte sich vorwiegend auf die Publikation Zoologischer Fachliteratur, was ihm als Autor in der ganzen Welt der Tiere einen klingenden Namen einbrachte. Kurt Kolar war Vizepräsident des Wiener Volksbildungswerkes und seit 1997 der Fachgruppe Wissenschaften.

 

Zoo-Direktor Dr. Helmut Pechlaner über seinen Freund: „Der aktive und pragmatische Tierschutz waren für Kurt Kolar stets eine Herzensangelegenheit, auch die aktive Mitarbeit in der Tier- und Naturschutzorganisation "Der Blaue Kreis" zeugten von einem unermüdlichen Engagement, das er und seine Gattin Evelyn an den Tag legten. Für den großen Papageien-Forscher war es daher schon immer ein Anliegen, falsch verstandenem oder dem vermenschlichten (angeblichen) Tierschutz den Kampf anzusagen. Auf der Basis des „Blauen Kreises" gründete der Wiener 1989 die „Arbeitsgemeinschaft Zoo" und integrierte führende Wissenschaftler aus ganz Europa.

Zoo-Direktor Helmu tPechlaner heute: „Diese Gruppe hat wesentlich dazu beigetragen, daß die vom zuständigen Wirtschaftsminister Dr. Wolfgang Schüssel beabsichtigte Ausgliederung des Schönbrunner Tiergartens aus der Hoheitsverwaltung in die optimale Richtung gelenkt wurde.

 

Witwe Evelyn rief am Abend des 19. November 1999 die Zoo-Direktion an: „Mein Kurt ist auf einmal während der Arbeit gestorben..."